Ammerwald & Hochblasse – Wo is denn iazz des Gipfegreiz?

Nach dem stimmungsvollen Auftakt beim Johannesfeuer auf dem Laberberg gestern Abend wartet nun heute unser erstes großes Wanderabenteuer in den Ammergauer Alpen – der Berg (in unserem Fall nun die Hochblasse im Ammerwald) ruft.

Der Berg ruft - Aufstieg zur Hochblasse
Der Berg ruft – Aufstieg zur Hochblasse

Selbstverständlich haben wir uns im Vorfeld schon ein wenig eingelesen, was diese Region ganz im Süden Deutschlands angeht und freuten uns schon sehr auf komplett neue Erfahrungen in einer der schönsten Wanderregionen des Landes. Unser regionaler Betreuer, Wanderführer, lokaler Experte und Outdoorfotograf in Personalunion – Thorsten Unseld – hat für uns eine spannende, abwechslungsreiche und landschaftlich enorm reizvolle Tour rausgesucht.

Es wartet auf uns die sogenannte Hochblasse, der kleine Bruder des benachbarten Gipfels Hochplatte. Dieser Gipfel liegt etwa eine 30-minütige Autofahrt in südwestlicher Richtung von Oberammergau und hat eine Höhe von 1.989 Metern.

IMG_0405
IMG_0408

Abfahrt war 7:30 Uhr vor dem Enzianhof und trotz des verhältnismäßig frühen Aufstehens zweier Morgenmuffel aus der Stadt zauberte ein Haferl Kaffee und die gute Laune unseres Wanderführers Thorsten schnell Farbe in unsere Gesichter und die frische Morgenluft tat ihr Übriges, damit wir die Tour voller Vorfreude und Elan angetreten sind.

Wir haben den Parkplatz direkt an der Ammerwaldalm über den Forstweg verlassen und folgten dem Pfad in den Wald hinein. Schnell ging es hinauf und der erste Schwung an zurückzulegenden Höhenmetern ließ nicht lange auf sich warten (insgesamt standen uns heute ca. 900 Hm bis zum Gipfelkreuz bevor). Der Anstieg gestaltete sich sehr abwechslungsreich und trotz des sehr warmen Wetters konnten wir bis zur Baumgrenze auf viel Schatten zählen.

Der erste imposante Anblick erwartete uns dann im Roggentalbach, als sich eine wunderschöne Bergkulisse entlang des momentan trockenen Bachbetts auftat und wir dem sich gen Himmel schlängelnden Pfad steil den Hang hinauf folgten.

Als wir die anfänglichen Anstrengungen des Aufstiegs überstanden hatten und gut 10.000 gefühlte Schweißperlen später stellte sich zum ersten Mal so etwas wie eine tiefe innere Ruhe ein. Wir waren jetzt weit weg von den Geräuschen des Alltags – von Verkehrslärm und dem Trubel der Städte. Bis auf ein weiteres Wanderpaar waren wir fast alleine und es schien, als ob sich unsere Körper, Seelen und Geister dem Rhythmus der Natur anpassten. Ein schönes und befreiendes Gefühl!

IMG_0451
IMG_0457

Hat man im Alltag – der häufig auch zunehmends von Technologie und immerwährendem Informationsfluss bestimmt wird – manchmal das Gefühl, dass man getrieben wird und sich der vermeintlich immer schneller drehenden Welt fügen muss, so wirkt so ein Ausflug in den Schoß der Natur wie eine Kur, die einen wieder auf ein natürliches Tempo herunterholt und erdet. Entschleunigung ist ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft fällt, und wir konnten dieses Gefühl nun selbst intensiv am eigenen Leib erfahren.

Es ist absolut keine leere Redewendung, dass es manchmal ganz wenig braucht, um sich frei, zufrieden und glücklich zu fühlen. Das können wir zum wiederholten Mal bestätigen.

Wir steigen nun durch den Roggentalgraben der Einsattelung zwischen Hochplatte und Hochblasse entgegen, wo wir uns für den einfacheren Gipfel entscheiden – schließlich ist ja noch kein alpiner Meister vom Himmel gefallen ;-)

Überrascht hat uns, dass wir bereits auf ca. 1.800 Hm auf größere Schneeflächen stießen, die sich die heimischen Alpengämse als Kühlauflage und Wasserspender gleichzeitig zunutze gemacht hatten. Verblüfft waren wir auch von der Tatsache, dass sich die Gämse durch uns nicht besonders gestört fühlten und uns bis auf wenige Meter an sich heran ließen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass wir sie durch unsere Geräusche und unser Näherkommen aufschrecken würden, doch das war überhaupt nicht der Fall. Hier ist die Natur eben noch in Ordnung ;-)

Gämse in freier Wildbahn
Gämse in freier Wildbahn

Oder die Tierchen waren sich halt bewußt, dass sie uns mit einem beherzten Satz einfach stehen lassen konnten und wir dem nicht viel nachzusetzen haben. Auf alle Fälle war es toll, ihnen beim Grasen, Flanieren und Im-Schnee-Liegen zuzuschauen. Das war für uns beide das erste Mal, diesen Tieren in freier Wildbahn so nahe zu kommen.

Alpengams kühlt sich den Hintern
Alpengams kühlt sich den Hintern

In gleichem Maße begeistert waren wir von der Tour, die uns Thorsten da zusammengestellt hat, die uns abseits von ausgetretenen Pfaden wirklich ins Herz der Ammergauer Berge geführt hat. Als wir kurz vor der finalen Kletterpartie zum Gipfel einen ca. 4-Meter hohen Schneewall überwunden hatten, hat sich uns ein unbeschreibliches Bild geboten: ein atemberaubender Blick über die Berge in der gesamten Region. Thorsten hat uns dann aufgeklärt, dass die Gipfelaussicht zu den besten in den ganzen Ammergauer Alpen zählt. Ganz nebenbei hat er uns auch über die gängigen Regeln des Bergwanderns aufgeklärt, z.B. wie man sich bei Steinschlag am besten verhält und dass bei Kletterpartien stets drei der vier uns zur Verfügung stehenden Gliedmaßen festen Kontakt zum Felsen halten sollten und das vierte den nächsten Tritt sucht.

Impressionen des Gipfelaufstiegs zur Hochblasse in der Fotogalerie

Kurz vorm Ziel am Gipfel der Hochblasse konnte sich dann Sandra – vielleicht auch ein wenig der Erschöpfung geschuldetes – Ausrufen „Wo is denn iazz des Gipfegreiz?“ nicht mehr verkneifen ;-)

Wie auf Kommando, hat es sich dann prompt ein paar Schritte weiter vor einem sagenhaften Bergpanorma offenbart – wir waren angekommen. Yippieeh!!

DSCF1877

Hingesetzt, den halben Wasservorrat geext, die Provianttaschen von Thorstens Rucksack geöffnet – das Picknick am Gipfelkreuz war angerichtet. Das ist übrigens zwei frechen Dohlen auch nicht ganz verborgen geblieben ;-)

Unser Wanderführer Thorsten und ein Bergschlumpf
Unser Wanderführer Thorsten und ein Bergschlumpf

Thorsten hat uns für das leibliche Wohl dann mit frischen Früchten, einem regionalen Käse (Ammergauer Urkäse) der nahe gelegenen  Schaukäserei Ammergauer Alpen eG aus Ettal und mit würzigen Hirschwurz’n und Gamsbeisser der Metzgerei Gerold überrascht.

Nach dieser Stärkung und einer kleinen Genusspause auf dem Gipfel begann dann der Abstieg über die Ostseite der Hochblasse, vorbei an der Jägerhütte (leider heute geschlossen, daher kein heiß ersehntes eiskaltes Cola, gefolgt von einem genauso kühlen Radler…), an Almen und durch schattige Waldstücke.

Bergbach lädt zum Baden ein...
Bergbach lädt zum Baden ein…
ZENSIERT

Kurz vor Abschluss der Rundtour kam uns dann ein kleiner angestauter Bergbach nach einem Wasserfall genau richtig und wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, uns mit unseren Buchsen ins kalte Nass zu schmeißen. Wow, tat das guuuut :-) Ein sehr erholsamer Abschluss einer erlebnissreichen und landschaftlich abwechslungsreichen und optisch fantastischen Wandertour über einen der Ammergauer Bergipfel.

Kurz vor 16 Uhr lieferte uns Thorsten dann wieder wohlbehalten an unserer Pension ab und leider trennten sich da schon unsere Wege. Während sich unser wandererprobte Betreuer schon auf sein Abendprogramm einstellte, wurde in uns beiden diese leise Stimme in unseren Köpfen immer lauter…. „ausruhen… ausruhen… Ausruhen… Ausruhen!… Ausruhen!!… AUSRUHEN!!!“. Da schien unsere Beschäftigung für die nächsten zwei bis drei Stunden alternativlos: Sonnenbrand eincremen, Gelenke kühlen, rauf aufs Bett und die müden Beine hochlegen…

Den Abend haben wir dann ganz gemütlich im Biergarten des Hotel Wolf im Restaurant Hafner Stub’n bei einem zünftigen und gutbürgerlichen Abendessen und einem Glas Bunter Hund Sprizz ausklingen lassen – genau richtig für einen langen, anstrengenden aber ganz wunderbaren Wandertag an der Sommersonne.

Gemütlicher Ausklang im Biergarten der Hafner Stub'n
Gemütlicher Ausklang im Biergarten der Hafner Stub’n
Gemütlicher Ausklang im Biergarten der Hafner Stub'n
Gemütlicher Ausklang im Biergarten der Hafner Stub’n

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Gedanken zu “Ammerwald & Hochblasse – Wo is denn iazz des Gipfegreiz?”